«Si händ gnäit, gstickt, glismet und gflickt für anderi, wo chum us dr Arbet use cho sind, händ Chranki pflegt oder uf em Fäld ghulfe»: Fünf Bäuerinnen haben die Trachtengruppe Möriken-Wildegg gegründet. Am 2. Juli wird der 90. Geburtstag gefeiert.
Der Aargau ist einer der trachtenreichsten Kantone in der ganzen Schweiz. Die grosse Vielfalt an Trachten rührt von einer aufregenden Vergangenheit mit vier historischen Herrschaftsgebieten her. Und noch heute legen die Trachtenschneiderinnen viel Wert darauf, Kleidungsstücke nach den historischen Vorbildern zu gestalten und örtliche Merkmale in ihren Stoffkreationen zu berücksichtigen.
Auch der Trachtengruppe Möriken-Wildegg ist viel an der Bewahrung der Tradition gelegen. Deshalb feiert der Verein sein 90-Jahr-Jubiläum am 2. Juli mit einem ausgiebigen Brauchtumsfest im Gemeindesaal von Möriken, zu dem die ganze Bevölkerung eingeladen ist.
Die Trachtengruppe, die aus einem singenden und einem tanzenden Vereinsteil sowie aus einer Brauchtumsgruppe besteht, wird an ihrer Geburtstagsfeier das Publikum mit eigenen Auftritten entzücken. Aber auch das Festpublikum darf sich unter der Leitung von Christoph Weber vom Tanzprojekt tanzillus.ch in ersten Volkstanzschritten versuchen. «Wir hoffen natürlich, dass wir mit unserem Fest einige Besucher für den Volkstanz und vielleicht sogar für eine Vereinsmitgliedschaft begeistern können», sagt Yvan Mayor, OK-Präsident des Jubiläumsfests.
Gegründet haben die Trachtengruppe fünf Bäuerinnen aus Möriken im Jahr 1933. Wie die in Schweizerdeutsch verfasste Vereinschronik aus dem Jahr 1983 festhält, kümmerten sich die Trachtenfrauen in den Anfangsjahren um allerlei Arbeiten, die im Dorf anfielen. «Si händ gnäit, gstickt, glismet und gflickt für anderi, wo chum us dr Arbet use cho sind, händ Chranki pflegt oder uf em Fäld ghulfe.» Und natürlich haben auch schon die ersten Trachtenfrauen zusammen gesungen und getanzt.
Über die Jahre hat die Trachtengruppe eine Vielzahl an eigenen Projekten ins Leben gerufen. Während über 50 Jahren zum Beispiel schmückten die Vereinsmitglieder die Dorfbrunnen mit Geranien. Jährlich findet das Ostereierfärben statt und ebenfalls einmal im Jahr besucht der Verein die Bewohner des Alterszentrums und begleitet das Erntedankfest in der Kirche. Auch bei Dorffesten wirken die Trachtenfrauen regelmässig mit. So veranstalten sie beispielsweise alle drei Jahre zusammen mit dem Jodlerklub die 1.-August-Feier auf Schloss Wildegg.
Mit ihren 49 Mitgliedern gehört die Trachtengruppe aus Möriken-Wildegg zu den grösseren Vereinen in der Umgebung. Doch Nachwuchssorgen beschäftigen auch sie. «In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Mitgliederzahl ungefähr halbiert», sagt Yvan Mayor, der zusammen mit seiner Frau Patricia für insgesamt 16 Jahre das Tanzleiterpaar des Vereins bildete. «Leider konnten die Trachtengruppen auch nicht vom Volksmusikboom der letzten Jahre profitieren.»
Trotzdem, so Yvan Mayor, gäbe es in Möriken-Wildegg auch Grund zur Zuversicht. Mit Nadja Baumgartner habe man seit kurzem eine junge Tanzleiterin in den eigenen Reihen und Dirigentin Ursula Meier könne die Sängerinnen des Vereins als ehemalige und langjährige Leiterin eines Jodlerklubs mit ihrer Liederwahl regelmässig begeistern und motivieren. «In Möriken-Wildegg fühlen wir uns als Brauchtumsverein noch absolut zeitgemäss», freut sich Yvan Major mit dem gesamten OK-Team auf die Jubiläumsfeier.