Die 283'000 Franken teure Wil-Brücke kann ab sofort genutzt werden. Die Brücke führt die Ost-West-Verbindung zwischen Staufen und Lenzburg ab dem Bahnübergang Brünnli weiter und macht die Naherholungsgebiete besser erreichbar.
Über 40 Jahre lang führte der Fussgängersteg im Lenzburger Wald über den Aabach und verband so Staufen mit Lenzburg. Jetzt ist er Geschichte: Vor zwei Wochen wurde der Stahlsteg zurückgebaut.
Stattdessen wurde 200 Meter nördlich davon, neben einem 150 Meter langen neuen Fussweg, eine neue Holzbrücke mit Asphaltschicht erstellt. Sie besteht unter anderem aus 67 m3 Holz aus dem Forstgebiet Lenzia, das innerhalb von 30 Stunden wieder nachgewachsen war, so die Medienmitteilung. Gestern wurde sie eingeweiht.
Nach rund einer Stunde Millimeterarbeit war die neue Brücke passgenau verankert. In Anlehnung an den Aberglauben, Brücken seien «Teufelswerke», wurde statt eines Menschen als erstes ein Tier über die neue Brücke geschickt: Die Geissendame Olga sollte die ersten Schritte über das Bauwerk tun. Nach einigen Demonstrationen ihres Starrsinns konnten Staufens Frau Vizeammann Katja Früh Haas und die Staufner Gemeinderätin Denise Berger-Widmer das Tier schliesslich über die Brücke locken.
«Früher wurde die Geiss in der Mitte der Brücke abgesetzt. Die Seite, auf die sie dann lief, die Gemeinde musste den Bau bezahlen», scherzte Staufens Ammann Otto Moser mit Blick auf die anfangs störrische Geiss. Bei der Will-Brücke kam dieses Vorgehen natürlich nicht zum Zug: Der Lenzburger Einwohnerrat bewilligte letzten Sommer einen Verpflichtungskredit über 283'000 Franken für den Bau. Einen Teil der Kosten übernimmt der Bund.
Im Gegenzug beteiligte sich zudem die Gemeinde Staufen mit 77'500 Franken an den Kosten für den Bahnübergang Brünnli, der seit Mai 2020 für den Langsamverkehr offen ist. Voraussetzung für diese Beteiligung war die Weiterführung der Wegverbindung über den Aabach, die nun mit der neuen Brücke realisiert wurde. Während der Planung seien die beiden Gemeinden «in konstruktiven Gesprächen näher zusammengerückt», wie der zuständige Lenzburger Stadtrat Martin Stücheli sagte.
Für Staufen näher gerückt sind mit der Brücke auch das Naherholungsgebiet Wil, die Sportanlage Wilmatten sowie der Fünfweiher und der Esterliturm, so Lenzburgs Stadtammann Daniel Mosimann. Er hoffe, der «Brückenschlag» könne ein Symbol für eine weiterhin gute Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden sein.
Als Verbindung zwischen Lenzburg und Staufen diente schon die alte Stahlbrücke, sie war aber sehr schmal – für einen Kinderwagen habe es «gerade noch gereicht», so Staufens Ammann Otto Moser. Nach einer Sanierung ragten ausserdem metallische Zylinder aus ihr, die auf der Hose rostige Schlirggen hinterliessen.
«Dafür wusste man immer, wo jemand herkam. Wer von Staufen her kam, hatte die Flecken rechts, wer von Lenzburg kam, links», sagte Moser, und fügte hinzu: «Mit der politischen Ausrichtung hat dieses Zeichen natürlich nichts zu tun.»
Ursprünglich hätte die Stahlbrücke statt eines Neubaus wiederverwendet, sprich versetzt werden sollen. Während eines Sturms im November 2019 wurde sie aber durch einen umgeknickten Baum so stark beschädigt, dass sich eine Reparatur wegen der unverhältnismässigen Kosten nicht mehr gelohnt hätte.