Die schönsten Orte zum Krafttanken: Hier kommen Familien, Ruhesuchende und Geschichtsfreunde auf ihre Kosten

Auszeit im Aargau (2)
Die schönsten Orte zum Krafttanken: Hier kommen Familien, Ruhesuchende und Geschichtsfreunde auf ihre Kosten

Willi Baldinger

Wird die übliche Runde durch das Dorf oder die Stadt allmählich langweilig? Vielleicht lohnt es sich, mal in einer anderen Ecke des Kantons die Batterien aufzuladen. Inspiration dazu liefert unsere Serie der schönsten Orte zum Krafttanken.

Philipp Indermühle
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Drei Orte, drei verschiedene Ecken des Kantons. Im zweiten Teil ist für Ruhesuchende, Geschichtsfreunde und Familien etwas dabei. Wir besuchen eine mystische Kapelle mitten in der Natur, betrachten ein historisches Kloster aus verschiedenen Winkeln und lassen auf einem bekannten Platz die Blicke in die Ferne schweifen.

Tipp 1: Das Kloster Muri
Ein kraftvoller Ort mit viel Geschichte: Das Kloster in Muri.

Ein kraftvoller Ort mit viel Geschichte: Das Kloster in Muri.

Eddy Schambron

Historisches

Schon bald ist das Kloster Muri 1000 Jahre alt – 1027 wurde es gegründet, fünf Jahre später begann der Aufbau einer Abtei. In den schon von weither sichtbaren Gemäuern steckt viel Geschichte. Von den Habsburgern ging das Bauwerk an die Eidgenossen und schliesslich an den Kanton Aargau, welcher das Kloster 1841 aufhob – eine Entscheidung, die innen- und aussenpolitische Spannungen auslöste.

Dabei wirkt das Kloster mit der dazugehörigen markanten Kirche heute so ruhig. Die Fetzen (in Form von Konfetti) fliegen nur noch, wenn gerade Fasnacht ist und auf dem Klosterplatz gefeiert wird. Zu allen anderen vier Jahreszeiten lässt es sich auf einer der Sitzgelegenheiten beim historischen Gemäuer entspannen und dabei auch etwas Sonne tanken. Umgeben von den hohen Mauern kann es nämlich auch schon in der Frühlingssonne richtig warm werden.

Anfahrt auch per Zweirad

Wer für einen Besuch des Klosters Muri etwas mehr Zeit einplant und auf zwei Rädern hinfährt, wird mit der wunderbaren Freiämter Landschaft belohnt. Empfehlenswert ist etwa die Veloroute von Othmarsingen nach Muri, der Bünz entlang. Sie ist Teil des Freiämter Velowegs. Kommt hinzu, dass per E-Bike oder Velo ein Schwenker zum Murimoos möglich ist, das mit vielen landwirtschaftlichen Tieren, einer Storchenkolonie und Spielplätzen vor allem Kindern viel bietet.

Der Freiämter Veloweg ist eine Rundstrecke. Auf der Karte markiert: Kloster Muri (1), Murimoos (2) und Benzenschwiler Kinderweg (3).

Der Freiämter Veloweg ist eine Rundstrecke. Auf der Karte markiert: Kloster Muri (1), Murimoos (2) und Benzenschwiler Kinderweg (3).

Karte: pin/bikemap

Der Freiämter Veloweg funktioniert natürlich auch aus der anderen Richtung ab Sins, wobei Familien einen Halt beim Kinderweg in Benzenschwil einlegen können.

Zurück zum Kloster. Dieses ist auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Vom Bahnhof Muri her sind es nur ein paar Schritte bergauf. Bei Anfahrt mit dem Auto empfehlen sich die Parkplätze bei der Marktstrasse - so denn nicht gerade Markt ist. Am ersten Samstag im Mai und zu Martini im November findet jeweils ein Markt statt.

Höhepunkt: Die Klosterkirche

Das Kloster lässt sich freilich nicht nur von aussen betrachten. Unbedingt besuchen sollte man die imposante Klosterkirche mit ihren fünf Orgeln. Hier kann sie virtuell begutachtet werden. Museen laden ebenfalls zu Erkundungen ein. Und wer noch weiter in die Klosterwelt eintauchen möchte, bucht im Voraus eine Führung. So oder so: Das Kloster Muri ist ein Kraftort mit Geschichte.

Mehr Fotos vom Kloster und von der Umgebung:

Blick in die Klosterkirche.
7 Bilder
Der östliche Kreuzgang des Klosters.
Der Rastplatz auf dem Rebberg auf der anderen Dorfseite bietet ebenfalls einen Blick auf das Kloster sowie auf den Lindenberg.
Die prunkvolle Klosterkirche des Klosters Muri.
In der Loretokapelle des Klosters ruhen die letzten Überreste der ehemaligen Herrscher von Habsburg. Die Gruft ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich, aber auf einer Führung darf man einen Blick hinunter werfen.
Ein Teil des grossen Spielplatzes im Murimoos.
Und auch die Kühe können auf das Kloster blicken – so es sie denn interessiert.

Blick in die Klosterkirche.

Colin Frei
Tipp 2: Heiternplatz Zofingen
Platz nehmen und in die Ferne blicken auf dem Heiternplatz.

Platz nehmen und in die Ferne blicken auf dem Heiternplatz.

Philipp Indermühle

Historisches

Wegen des alljährlichen Musikfestivals «Heitere Openair» ist der Zofinger Hausberg in der ganzen Schweiz ein Begriff. In der näheren Umgebung ist er vor allem der Ausflugshügel schlechthin und somit sicher kein «Geheimtipp». Bei einer Serie über die schönsten Orte zum Krafttanken gehört der Heiternplatz aber einfach dazu. Es ist ein wenig wie beim Rigi: Man muss nicht allzu hoch hinauf und hat trotzdem schon eine imposante Aussicht.

Der Heitern diente ursprünglich militärischen Zwecken und wurde als Musterungs- und Exerzierplatz errichtet. Auch heute noch finden Fahnenübergaben statt. Ebenso ist er Kulisse für das Freischarenmanöver und das Kinderfest. Und auch der Powerman-Duathlon macht hier eine Schlaufe. Vor einem Ausflug lohnt sich also eventuell ein Blick auf den Zofinger Veranstaltungskalender.

Anreise für Bequeme oder Bewegungsfreudige

Der Heiternplatz ist nahe am Städtchen Zofingen und entsprechend gut erschlossen. Wers ganz bequem mag, fährt mit dem Auto hoch und parkiert auf einem der vielen Parkplätze – die an einem schönen und warmen Tag trotzdem mal knapp werden können. Auch der Bus kommt regelmässig vorbei, sodass beim Bahnhof Zofingen ein- und beim Hirschpark wieder ausgestiegen werden kann.

Der Rundweg auf den Heiternplatz und wieder hinunter zur Altstadt.

Der Rundweg auf den Heiternplatz und wieder hinunter zur Altstadt.

Karte: pin/Google Maps

Damit zum seelischen Kraft tanken auch noch eine gute Portion Bewegung hinzukommt, empfiehlt sich ein Spaziergang von der Altstadt aus. Vom Alstadt-Parking oder vom Bahnhof her ist es nur eine kurze Strecke der Hauptstrasse entlang, ehe der ruhigere Teil beginnt. Rechts hinter dem Seniorenzentrum geht es weiter bis zum Alpenblickweg, der seinem Namen bei guter Fernsicht alle Ehre macht. Bei den Wildschweinen beginnt dann der tierische Teil und auf dem Weg zum Heiternplatz lassen sich auch Hirsche beobachten.

Das sind die Höhepunkte

Zum Gedanken und Blicke schweifen lassen, laden von Linden flankierte Sitzbänke um den Heiternplatz herum ein. Dabei fallen je nach Wahl der Sitzgelegenheit auch die vielen Obstbäume des «wohl grössten zusammenhängenden Obstgartens im Mittelland» (Zitat Website Gemeinde Zofingen) ins Auge. Die Kleinsten dürften sich vor allem für die Wildschweine und Hirsche interessieren, die auf dem Heitern leben.

Wer zur richtigen Jahreszeit unterwegs ist und Glück hat, trifft auf Wildschwein-Nachwuchs.
7 Bilder
Und auch diese Artgenossen sind auf dem Heitern zu Hause.
Unterwegs auf dem Rundweg mit Aussicht.
Der Alpenblickweg hält bei guter Witterung, was der Name verspricht – hier sind die leicht verschneiten Alpen noch knapp unter den Wolken erkennbar.
Eine Widmung an einer alten Linde lässt die geschichtliche Bedeutung des Heiternplatzes erahnen.
Blick in Richtung Zofinger Altstadt – mit den ersten Obstbäumen in Blüte.
Der grosse Brunnen auf dem Heiternplatz.

Wer zur richtigen Jahreszeit unterwegs ist und Glück hat, trifft auf Wildschwein-Nachwuchs.

Alle Bilder: Philipp Indermühle

Auf der Wiese, wo Anfang August bei lauter Musik gefeiert wird, wird ansonsten bei schönem Wetter schon mal das eine oder andere Familienpicknick zelebriert. Selbstverpflegung ist hier auch nötig, denn unmittelbar beim Heiternplatz gibt es kein Restaurant. Mindestens eine Trinkflasche sollte man für ein längeres Verweilen also mit sich führen. Plus vielleicht noch etwas zum Bräteln. Aber Achtung: Grillieren ist nur bei den offiziellen Feuerstellen erlaubt und auf dem Heiternplatz selber gänzlich verboten.

Tipp 3: Buschbergkapelle Wittnau
Die Martinskapelle auf dem Buschberg in Wittnau ist ein mystischer Ort im Fricktal.

Die Martinskapelle auf dem Buschberg in Wittnau ist ein mystischer Ort im Fricktal.

Fabrice Müller

Historisches

Zum Schluss dieses Teils noch ein wahrhaftiger Kraftort. Dort, wo heute die Buschbergkapelle steht, ereignete sich 1668 ein Wunder. Ein Müller soll damals unter seinen über zwei Tonnen schweren Wagen gekommen und überrollt worden sein. Er überlebte und errichtete zum Dank an der Unglücksstelle ein Kreuz.

Da sich das Wunder rasch rumsprach, pilgerten Leute aus dem ganzen Land zum Ort, um dort die Gnade und Hilfe Gottes zu erfahren. Die heutige Kapelle wurde von den Anwohnern genau 200 Jahre nach dem Unglück als Folge der Besucherströme errichtet. Ebenfalls ist ein Kreuzweg entstanden, der 2003 von einem christlichen Besinnungsweg mit zwölf Stationen abgelöst wurde. Dessen Thema ist der Leidensweg von Jesus.

Welches ist Ihr Kraftort?

Orte zum Krafttanken gibt es viele. Wo laden Sie Ihre Batterien auf? Schicken Sie uns Fotos von Ihrem Lieblingsort mit einem kurzen Kommentar per E-Mail oder Whatsapp:
philipp.indermuehle@chmedia.ch – 079/858 34 12

Anfahrt mit Privatfahrzeug oder ÖV

Kapelle und Besinnungsweg kann man auf einem Rundweg entdecken. Der Start dazu ist in Wittnau. Mit dem ÖV bei der Bushaltestelle Wittnau Mitteldorf aussteigen. Für die Freunde der privaten Anreise finden sich Parkplätze im Dorfzentrum. Der Martinsweg ist mit braunen Wegweisern gekennzeichnet.

Der Rundweg mit Start in Wittnau führt zur Lourdes-Grotte (1), zur Buschbergkapelle (2) sowie zur Ausgrabungsstätte Witnauerhorn (3).

Der Rundweg mit Start in Wittnau führt zur Lourdes-Grotte (1), zur Buschbergkapelle (2) sowie zur Ausgrabungsstätte Witnauerhorn (3).

Karte: pin/outdooractive

Auf dem Weg zur Kapelle bietet sich bei der Lourdes-Grotte ein erster Ort zum Innehalten an. Die Grotte wird von einer eigenen Kommission gehegt und gepflegt. Danach führt der Besinnungsweg mit seinen zwölf Stationen 150 Höhenmeter hinauf auf die Hochebene, wo die Buschbergkapelle schon von Weitem sichtbar ist.

Weitere Höhepunkte

Auf dem Rückweg wird es mit der Ausgrabungsstätte Horn noch einmal geschichtsträchtig. Hier fand nämlich 1934 die erste wissenschaftliche Grabung der Schweiz statt. Dabei wurden Relikte gefunden, die bis in die Jungsteinzeit zurückgehen. Aber auch die Römer und mittelalterliche Völker haben hier ihre Spuren hinterlassen.

Kraft tanken können auf dieser Route vor allem Erwachsene mit einer guten Grundfitness. Der Weg ist durch seine Steigung nicht zu unterschätzen und man sollte schon um die drei Stunden Zeit einplanen. Getränke und allenfalls einen kleinen Snack nicht vergessen, unterwegs gibt es keine Möglichkeit einzukehren.

Weitere Impressionen:

Kapelle Buschberg im Licht der letzten Sonnenstrahlen.
5 Bilder
In den Rebbergen von Wittnau.
Die Buschberg-Kapelle von der Rückseite.
Die Buschbergkapelle hinter einem Weizenfeld.
Der «Mühlsteinblick» auf die Kapelle.

Kapelle Buschberg im Licht der letzten Sonnenstrahlen.

Willi Baldinger