Kaiseraugst
Sogar Stricken dient auf Kaiseraugsts Bühne als Therapie

Der Theaterverein Kaiseraugst präsentiert das therapeutische Kammerspiel «Trommeln über Mittag». In den Praxisräumen des Seelenstreichler-Ehepaars Urs und Yvonne Kaufmann-Strübin geht dabei ein skurriles Völkchen ein und aus.

Ingrid Arndt
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Seit Mai proben die Darsteller, am 9. November ist Premiere.

Seit Mai proben die Darsteller, am 9. November ist Premiere.

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Seit Mai studiert das Ensemble des Theatervereins Kaiseraugst gemeinsam mit der erfahrenen, professionellen Regisseurin Dalit Bloch das humorvolle Kammerspiel «Trommeln über Mittag» von Patrick Frey und Katja Früh ein.

«Es ist ein Stück, das uns in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurückführt, eine Zeit, in der es chic war, bei einem Seelentherapeuten auf der Couch zu liegen, um tatsächlich vorhandene oder auch eingebildete Verklemmungen heilen zu lassen. Der Übergang war hier fliessend», beschreibt die Regisseurin den Hintergrund der Handlung. Und weiter: «Wir zeigen die teils parodistische Komödie in Originalfassung, das heisst mit solistischen Gesangseinlagen unserer Darstellerinnen und Darsteller. Eine enorme Herausforderung, die eine grosse Portion Mut erfordert. Mit Hilfe von Rebecca Füchter und Fabienne Grossenbacher, in deren Händen die musikalische Leitung lag, haben unsere Mimen diese ungewohnten Hürden bravourös gemeistert.»

Höchste Ansprüche stellt Regisseurin Bloch auch an das kleinste Detail. Die sparsam zusammengestellten und zum Teil selbst gefertigten Kulissen mussten in Form und Farbe genau der damaligen Zeit entsprechen, ebenso wie die Kostüme. An Mimik, Gestik und den Bewegungen wird partnerschaftlich gemeinsam intensiv gefeilt, neu überlegt, diskutiert, geändert.

«Die Arbeit mit dem Team hat sehr viel Spass gemacht, es ist für mich stets eine Freude, mit Laien so etwas auf die Beine zu stellen. Sie sind uneitel, sehen Kritik als Ansporn an und nicht als Angriff auf die Persönlichkeit. Gemeinsam haben wir unser Bestes gegeben» lobte Dalit Bloch. Nun befindet sich das Ensemble kurz vor der Zielgeraden und die Besucher dürfen sich auf eine qualitativ hochwertige Aufführung freuen.

Skurrile Treffen im Wartezimmer

In den Praxisräumen des Seelenstreichler-Ehepaars Urs und Yvonne Kaufmann-Strübin (Markus Zumbach, Samantha Freivogel) geht ein skurriles Völkchen ein und aus. Da treffen sich im Wartezimmer der Fingernagel knabbernde, vom Verfolgungswahn geplagte Waffenhändler Dieter (Thomas Obrist) und die Primarlehrerin Nelly (Catherine Hossli), die sich schon bei dem Gedanken an mit Lösungsmitteln behandelter Kleidung heftigst kratzt. Hinzu gesellen sich der total verstummte Nachrichtensprecher Hanspeter (Patrick Moritz), die unkomplizierte, stets fröhliche Sabrina (Katja Widrig), sowie der in sie schwer verliebte, jedoch schüchterne Rolf (Manuel Niederberger). Staubsaugervertreter Heinz (Peter Surer) sieht überall nur noch Schmutz. Schwer angeschlagen singt er: «Ich sauge Tod, ich wische Zeit, Staub ist meine Ewigkeit ...»

Da sollte es doch für das Psychotherapeutenpaar nicht schwer sein, mit ihrem breiten Repertoire an fragwürdig-illustren Wunderheilmethoden wie Esoterik-Kristalltherapie, Rückführung bis hin zu Mutterbusch-Schlagen oder spirituellem Stricken ihren Patienten das Geld dauerhaft aus der Tasche zu ziehen und selbst bei den Gesündesten Seelenverkrampfungen zu finden.

Das Stück teilt auf humorvoll- nachdenkliche Art Seitenhiebe auf eine sich krank wähnende Gesellschaft aus, in der die Seelenklempner manchmal die Abgedrehtesten sind. Witzig und bissig werden vergiftete Pfeile abgeschossen, herrlich die Situationskomik, pointenreich die Überzeichnungen und Dialoge. Und was hat es auf sich mit dem Trommeln über Mittag? Darauf bekommen die Gäste während zweier Stunden bester Unterhaltung eine gute Antwort.

Termine der Aufführungen im Violahof:

Freitag, 9. November, 20.15 Uhr Premiere, Samstag, 10. November, 20.15 Uhr, Sonntag, 11. November, 14.15 Uhr, Donnerstag, 15. November, 20.15 Uhr, Freitag, 16. November, 20.15 Uhr, Samstag, 17. November, 20.15 Uhr.