Seit dem Ausscheiden von Politdinosaurier Maximilian Reimann (SVP) Ende 2019 ist das Fricktal nicht mehr im National- und Ständerat vertreten. Das könnte sich bei den Wahlen im Herbst 2023 ändern. Das Fricktal hat mehrere starke Kandidatinnen und Kandidaten – und mit Christoph Riner (SVP) auch einen, der bereits jetzt erster Ersatz ist.
Nach den Wahlen ist vor den Wahlen: Nachdem sich am Mittwoch Albert Rösti (SVP) und Elisabeth Baume-Schneider (SP) in Bern feiern lassen konnten, stellt sich bereits die Frage, wer im kommenden Oktober bei den National- und Ständeratswahlen nach Bern fahren wird.
Der Aargau hat aktuell 16 Sitze. Dabei dürfte es für die Wahlen im Oktober bleiben; die 200 Sitze werden nach der Bevölkerungsdichte auf die Kantone verteilt. Aktuell sind die SVP mit 6, die Mitte und die SP mit je 3, die FDP mit 2 sowie die GLP und die Grünen mit je einer Person im Nationalrat vertreten. Das kann sich bei den nächsten Wahlen natürlich ändern, aber für Spekulationen über die Wählerstärke der Parteien ist es aktuell noch zu früh.
Für das Fricktal geht es bei den Wahlen in knapp einem Jahr um viel. Es geht darum, nach dannzumal vier Jahren Unterbruch wieder in einer der beiden Berner Kammern in Bern vertreten zu sein. Denn seit dem Ausscheiden von Maximilian Reimann (SVP) Ende 2019 sitzt kein Fricktaler mehr im Parlament. Reimann politisierte 16 Jahre lang im Nationalrat und ebenso lang im Ständerat mit viel Verve und Herzblut.
Doch wer könnte für das Fricktal in Bern einziehen? Einen Fricktaler Ständerat wird es in der nächsten Legislatur kaum geben; hier fehlt es an Papabili. Deutlich grösser sind die Chancen, dass das Fricktal wieder eine Nationalrätin oder einen Nationalrat stellen wird.
Und langsam lichtet sich auch der Nebel darüber, wen die Parteien als Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennen schicken. Die SP hat mit Grossrätin Colette Basler und Tatjana Binggeli zwei starke Frauen zu Handen der Kantonalpartei nominiert, die beide viel Fricktaler Zugkraft nach Bern bringen würden.
Die GLP baut auf Françoise Moser, Gemeindepräsidentin in Kaiseraugst, und Landschaftsarchitekt Beni Stöckli – beides absolut valable Kandidaten. Das Handicap ist, dass die GLP aktuell nur einen Sitz im Nationalrat hat und die Wahlchancen damit kleiner sind als bei Parteien mit mehreren Sitzen.
Nun hat auch die FDP im Bezirk Laufenburg den Schleier gelüftet. Sie hat Bruno Tüscher zu Handen der Kantonalpartei nominiert. Tüscher ist Grossrat und Gemeindeammann von Münchwilen und bringt einen breiten Rucksack mit, was für das Politisieren im Nationalrat ein grosser Vorteil ist.
Noch nicht nominiert haben die Bezirksparteien der Mitte ihre Kandidatin oder ihren Kandidaten. Man werde dies im Frühjahr tun, sagen die beiden Bezirkspräsidenten Alfons P. Kaufmann und Daniele Mezzi auf Anfrage.
Am spannendsten ist die Frage bei der SVP. Denn sie ist mit Abstand die stärkste Partei – und stellt entsprechend auch die meisten Sitze. Mit anderen Worten: Wer hier auf einem guten Listenplatz steht, hat intakte Chancen, gewählt zu werden. Anders als bei anderen Parteien nominieren die Bezirksparteien keine Kandidatinnen und Kandidaten zu Handen der Kantonalpartei, sondern geben Empfehlungen ab.
Schaut man sich die Wahlliste der letzten Wahlen an, so fällt auf, dass Grossrat Christoph Riner den ersten Ersatzplatz hinter den sechs amtierenden Nationalrastmitgliedern innehat. Das heisst: Wäre im Laufe der Legislatur ein Mitglied der Aargauer SVP-Fraktion zurückgetreten, dann wäre Riner nachgerutscht. Er hätte den Job auch gut gemacht.
Es darf deshalb davon ausgegangen werden, dass der Zeiher auch im kommenden Jahr auf der SVP-Liste steht – und zwar weit oben, denn bislang hat die SVP jeweils die Amtierenden zuoberst auf die Liste gesetzt und dahinter all jene, die schon mal kandidiert haben und dies in der Reihenfolge des Zieleinlaufs.
Das heisst: Riner käme auf Listenplatz sieben – oder sogar höher, wenn einer der Amtierenden nicht mehr antritt. Absolut intakte Wahlchancen hat auch Désirée Stutz, die ebenfalls bereits 2019 auf der SVP-Liste antrat und sich seither weiter als umsichtige und zugleich konsequente Fraktionschefin einen Namen über die Parteigrenzen hinaus gemacht hat.
Kurz: Das Spiel um die Nationalratssitze ist, anders als jenes der Schweizer Nati gegen Portugal, spannend und offen.