Gansingen
Nach der Explosion: «Ich habe mich nicht getraut, ans Fenster zu gehen»

Am Tag 1 nach dem verheerenden Brand ist eine ganze Gemeinde fassungslos. Die Explosion war so heftig, dass ein komplettes Quartier aus dem Schlaf gerissen wurde.

Dennis Kalt
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Das Haus gleicht einer Ruine.

Das Haus gleicht einer Ruine.

Dennis Kalt

Der Schock in der Gemeinde sitzt tief. Fassungslos starren die Nachbarn zur Brandruine, in der Mitarbeiter der Aargauischen Gebäudeversicherung den Schutt des Mauerwerks unter die Lupe nehmen.

«Ein lauter Knall hat mich aus dem Schlaf gerissen. Die Explosion war unglaublich heftig. Die kompletten Aussenwände wurden weggeblasen», berichtet Josef Boutellier, der rund 300 Meter von dem abgebrannten Haus entfernt wohnt. Die Druckwelle der Explosion war so gewaltig, dass die unzähligen Splitter der geborstenen Scheiben rund 80 Meter über einen Weg auf eine Wiese flogen. «Man kann von Glück sagen, dass sich die Explosion am frühen Morgen ereignete und deswegen dort keine Spaziergänger unterwegs waren», sagt ein Nachbar.

Auch Robert Hersche, Wirt des Restaurants Landhus, das sich nur unweit von der Brandstelle befindet, wurde am Sonntagmorgen wach: «Ein leichter Brandgeruch lag in der Luft. Ich habe mir aber nichts weiter dabei gedacht.» Von der Explosion hat der Wirt, der am Sonntag Ruhetag hatte, jedoch erst am Montagmorgen durch Gespräche am Stammtisch erfahren: «Das ist eine unglaubliche Tragödie und beschäftigt die Gäste. Der Brand ist im Restaurant das beherrschende Thema», sagt Hersche und schiebt nach: «Es wird natürlich auch viel über die Ursache der Explosion spekuliert.»

Eine schlaflose Nacht

Ein weiterer Nachbar erzählt, dass er zu A., dem vermutlichen Opfer, das in der Liegenschaft wohnte, ein kollegiales Verhältnis pflegte. Er beschreibt A. als sympathischen und umgänglichen Typ, der jedoch in den letzten Wochen immer verschlossener geworden sei. «Als ich das lodernde Flammenmeer gesehen habe, bin ich sofort dorthingerannt. Ich habe nur gedacht: ‹Hoffentlich ist A. nicht im Haus›.»

Noch vor wenigen Tagen hatte der Nachbar A. beim Vorbeifahren zugewunken. «Sein plötzlicher Tod hat mich extrem aufgewühlt. Ich konnte in der Nacht von Sonntag auf Montag kaum schlafen», erzählt der Nachbar und schiebt nach: «Solange dieser schreckliche Vorfall nicht aufgeklärt ist, wird er mir keine Ruhe lassen.»

Das Feuer brach am frühen Sonntagmorgen, 17. März 2017, in einem Einfamilienhaus in der Fricktaler Gemeinde Gansingen aus. Inzwischen ist die Hausruine verschwunden.
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Die Flammen hatten das Haus weitgehend zerstört.
Nachdem die Feuerwehr den Brand gelöscht hatte, bargen Rettungskräfte zwei Leichen aus dem Innern der Brandruine.
So wüteten die Flammen am Sonntagmorgen.
Die Flammen griffen auch auf ein Haus in der Nachbarschaft über.
Die Flammen hatten das Haus weitgehend zerstört.

Das Feuer brach am frühen Sonntagmorgen, 17. März 2017, in einem Einfamilienhaus in der Fricktaler Gemeinde Gansingen aus. Inzwischen ist die Hausruine verschwunden.

Peter Rippstein

Ein schreckliches Gefühl

Ein weiterer Anwohner berichtet, wie innerhalb von wenigen Minuten nach der Explosion fast alle Lichter in den umliegenden Häusern angegangen seien. Auch er machte sich zum brennenden Haus auf. «Ich habe das Auto von A. vor dem Haus stehen sehen.» Im selben Moment wurde dem Anwohner bewusst, dass sich A. im Flammenmeer befinden muss. «Es ist ein schreckliches Gefühl, wenn man weiss, jemand verbrennt gerade und man kann nichts machen. Das geht unter die Haut», beschreibt es der Anwohner.

Eine ältere Frau aus dem Quartier sagt: «Im ersten Moment der Detonation dachte ich, es sei ein Erdbeben. Der Knall war so heftig, dass ich mich nicht getraut habe, ans Fenster zu gehen, um zu schauen, was passiert ist.» Wie auch die ältere Dame fanden die meisten der Quartierbewohner an diesem Sonntagmorgen keinen Schlaf mehr.