Startseite
Aargau
Fricktal
Eigentlich wäre sie schon für das vergangene Jahr geplant gewesen, fiel dann aber wegen Corona aus. Und auch dieses Jahr stand die zweite Ausgabe der «Regiokultart» lange auf der Kippe. Nun aber ist die Ausstellung in der Laufenburger Kultschüür offen – und bietet vielseitige Perspektiven.
In der Laufenburger Kultschüür ist wieder Leben eingekehrt. An Auffahrt wurde die erste «Regiokultart», eine Kunstausstellung mit regionalen Künstlerinnen und Künstlern, seit zwei Jahren eröffnet. Mit dabei: Monika Hüsser-Bäumlin, Rita Müller, Judith Schenk und Raja Dibeh. Das Quartett zeigt Malerei und Plastiken mit unterschiedlichen Materialien und Techniken.
Die von Julia Pleninger am Klavier begleitete Eröffnung stiess auf grosses Interesse, obwohl sie coronabedingt unter anderen Vorzeichen als bei der ersten Ausgabe 2019 stattfand. In der Kultschüür galt Maskenpflicht und mussten Abstände eingehalten werden. Der Apéro wurde nach draussen verlegt. Der Vorteil: Das Betrachten der Kunstwerke konnte in Ruhe genossen werden.
Eigentlich hätte die «Regiokultart», welche die früheren Ausstellungen während der Hela ablöste, einmal jährlich von Auffahrt bis Pfingsten ausgetragen werden sollen. Ziel: Jeweils vier Künstlern von dies- und jenseits des Rheins eine Plattform bieten.
Die Premiere bezeichnete Kultschüür-Betriebsleiter Mar-tin Willi als «Erfolg», doch dann kippte Corona die Folgeausstellung. Auch die aktuelle Schau sei auf der Kippe gestanden, sagte Willi. Erst vor drei Wochen waren die kontaktierten Künstler mit ihm zusammengekommen. Willi sagt:
«Wir haben es geschafft, eine gute und sehr schöne Ausstellung zu präsentieren.»
Unzählige Stunden an Vorbereitung würden dahinterstecken. Ausserdem hätte das Quartett, das erstmals in dieser Konstellation auftritt, den Aufwand nicht gescheut. Einzig der Anspruch, auch Künstler von der deutschen Seite ins Boot zu holen, fiel wegen der unsicheren Situation an der Grenze ins Wasser. Trotzdem: Er lege weiterhin Wert auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit, sagte Willi.
Die «Regiokultart» präsentiert eine grosse Anzahl an Bildern und dreidimensionalen Werken. Letztere hat Monika Hüsser-Bäumlin aus Powertex, einem schnell trocknenden Textilverstärker, geschaffen. Die in Frick lebende Künstlerin setzt das Material gekonnt und mit feinem Humor ein.
Ihre Arbeiten stellen Fischer, Golfer, Schwinger oder Biker dar. Deren Haltungen entbehren bei aller Dynamik nicht einer gewissen Ironie. Manche wirken wie Karikaturen, andere – etwa die auf einem Ast über dem Treppengeländer balancierende Figur – könnten einen Bezug zur Lage des Kulturbetriebs darstellen.
Ganz anders Rita Müller (Rheinfelden) und Judith Schenk (Hellikon): Sie haben sich der abstrakten Malerei verschrieben. Ihre Werke werden räumlich getrennt gezeigt. Rita Müllers Bilder im Theater wirken stellenweise wie Aquarelle auf Leinwand, während ein Stockwerk höher Judith Schenk mit pastosem, schichtweisem Farbauftrag zum Impressionismus tendiert. Beide Malerinnen schaffen geheimnisvolle, nicht näher definierbare Orte und Landschaften, je nach Sichtweise auch Zustände.
Den Kontrast dazu bildet die Kunst von Raja Dibeh. Der vor dem syrischen Bürgerkrieg in die Schweiz geflohene, akademisch geschulte Maler schafft Werke von grossem Detailreichtum.
Seine Bilder wirken wie Fotografien, stellen Stillleben und Landschaften dar. Die Fluhgasse in Laufenburg hat er zum Motiv genommen, eine Landschaft im Winter, eine Kirche eine Schlucht, Felsen. Diesen klassischen Themen stellt er Symbolisches gegenüber, etwa den Teufel mit Globus.
Fazit: Die zweite «Regiokultart» bietet eine Vielfalt an Themen und spannende Perspektiven. Sie ist bis Montag, 24. Mai, geöffnet.