Während der Möhliner Markus Fischler in diesem Jahr in Kuba auf seinen künstlichen Weihnachtsbaum verzichten muss, feiert Daniel Amsler aus Kaisten das Fest ganz skandinavisch: mit Sauna, Langlaufen in Lappland und gutem Essen.
Weihnachten ist in der Schweiz das Fest der Familie, der geschmückten Christbäume, der Mitternachtsmesse – und natürlich der Geschenke. Für einige Tage steht so das Alltagsleben nahezu still. Wie aber erleben Fricktalerinnen und Fricktaler, die im Ausland wohnen, Weihnachten?
«Praktisch gar nicht», sagt Markus Fischler. Er zog im Juli 2019 von Möhlin nach Kuba und lebt mit seiner kubanischen Familie in Baracoa, einer Stadt mit rund 80’000 Einwohnern ganz im Osten von Kuba. Dort betreibt die Familie ein Gästehaus mit zwei Gästezimmern, direkt am Meer.
Es gebe weder Dekorationen noch Weihnachtsmusik oder sonst etwas, was an Weihnachten erinnere. «In den letzten Jahren waren wir quasi die einzigen, die einen künstlichen Baum geschmückt haben.» Als ihn Fischler letzte Woche wieder präparieren wollte, löste er sich allerdings in mehrere Teile auf. Durchgerostet. «So wird auch bei uns in diesem Jahr nicht viel zu erkennen sein, dass Weihnachten ist.»
Er werde sich aus der Schweiz einen neuen künstlichen Baum organisieren müssen, sagt Fischler. Denn: «So etwas gibt es hier nicht zu kaufen.»
Anders sieht es in Helsinki aus, wo Daniel Amsler seit 20 Jahren lebt. Hier feiert man Weihnachten. Amsler ist Abteilungsleiter für Wirtschaftskriminalitätsbekämpfung bei der finnischen «Raiffeisen», der OP Financial Group, und hat eine 10-jährige Tochter.
«In der Weihnachtswoche werden wir den Weihnachtsbaum vorgängig dekorieren, um uns auf Weihnachten einzustimmen», erzählt er. Die Weihnachtstage werden sie dann aber im finnischen Lappland verbringen – mit Sauna, Langlaufen und gutem Essen.
Finnland hat eine eigene Weihnachtstradition: Am Heiligen Abend kommt der Weihnachtsmann «Joulupukki» vorbei und bringt die Geschenke. «Er wohnt in Lappland in der ‹Korvatunturi› und ist mit einem Rentierschlitten unterwegs», erzählt Amsler. Ansonsten gebe es wie in der Schweiz dekorierte Weihnachtsbäume, Geschenke unter dem Baum und eine schöne Weihnachtsbeleuchtung im Stadtzentrum von Helsinki.
Das traditionelle Weihnachtsessen: Verschiedene Aufläufe – Kartoffel, Karotten, Kohlrübe –, Schinkenbraten, Lachs, Rosolli-Salat, eingelegter Hering, aber auch Rentierfleisch. Der Ablauf am 24. Dezember ist in Helsinki genau festgeschrieben: Um 12 Uhr wird die «Weihnachtsruhezeit» in Turku verlesen, was man live im Fernsehen verfolgen kann, danach isst man Reisbrei. «Am Nachmittag geht es in die Sauna, der Baum wird dekoriert und dann kommen das Essen und das Auspacken der Geschenke.»
Kontakt mit zu Hause hält Amsler per Skype und Whatsapp. «Normalerweise haben wir an Heiligabend ein Videogespräch mit der Familie.» Ihm selber ist der Weihnachtsbaum, ein gutes Essen, Freunde und Familie wichtig – «und in Finnland natürlich die Weihnachtssauna».
Auch in Helsinki ist Corona noch immer ein Thema. «Die Fallzahlen haben jetzt gegen Winter natürlich wieder zugenommen», sagt Amsler. Die Impfabdeckung sei aber sehr gut und die Coronafälle würden in der Regel milde verlaufen. «Einschränkungen gibt es schon seit Frühling 2022 nicht mehr.» Auch am Arbeitsplatz sei die Kantine täglich sehr gut ausgelastet, und manchmal brauche man Glück, um ein freies Sitzungszimmer zu ergattern.
Auf die Schweiz angesprochen, meint Amsler: «In der Schweiz und in Mitteleuropa gibt es die schönsten Weihnachtsmärkte – geniesst sie.» Wie auch die warmen Marroni und den Glühwein. «Beides kennt man in Finnland nicht so.» Erst in den letzten Jahren sei hier der Glühwein langsam bekannt geworden.