Nachruf
Entdecker von Sforza ist gestorben: Jacky Sauter brachte Hunderten von FC-Wohlen-Junioren das Fussball-Einmaleins bei

Jacky Sauters grosse Passion war der Fussball. Er prägte über 40 Jahre lang den Juniorenbereich des FC Wohlen. Nun ist er im 89. Altersjahr verstorben.

Jörg Baumann
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Jacky Sauter war über 40 Jahre lang, bis 2012, für den Juniorenbereich des FC Wohlen tätig.

Jacky Sauter war über 40 Jahre lang, bis 2012, für den Juniorenbereich des FC Wohlen tätig.

Alexander Wagner (31.3.2012)

40 Jahren stand Jacky Sauter von Ende der 1960er-Jahre bis 2012 im Trainergewand des FC Wohlen am Rand des Spielfeldes. Der gelernte Elektroniker führte in Wohlen zusammen mit seinem Kollegen Rolf Borcovec ein Radio- und Fernsehgeschäft. Doch seine eigentliche Passion war der Fussball. Sauter führte in seinem halben Leben Hunderte von Fussballjunioren an den populären Sport heran.

Er gilt auch als Entdecker des Schweizer Stars Ciriaco Sforza (52). Denn er brachte den begabten D-Junior, der später eine Weltkarriere hinlegte, als Bub von Villmergen zum FC Wohlen. «Dass der kleine Ciri Qualitäten hat, sah man auf den ersten Blick. Im Laufe der Jahre wurde offensichtlich, dass er sogar ein Ausnahmetalent ist», erinnerte sich Sauter in einem AZ-Artikel 2012.

Jacky Sauter war acht Jahre lang Mitglied der Schulpflege Wohlen und präsidierte die Behörde auch. Die Schulpflege diente ihm als Scharnier zwischen der Schule und der Talentförderung auf dem Fussballplatz, aber auch als Ausgleich zu seinem Beruf. Er selbst war ein durchschnittlicher Fussballer. Seine höchsten sportlichen Meriten waren Einsätze bei Concordia Basel und Laufen, wo Sauter einst als Flügelstürmer in der 1. Liga auflaufen durfte.

Jacky Sauter orchestriert die jungen Fussballer auf der Niedermatten an einem Mittwochnachmittag im September 2008.

Jacky Sauter orchestriert die jungen Fussballer auf der Niedermatten an einem Mittwochnachmittag im September 2008.

Ruedi Burkart (23.9.2008)

«Fussball ist eine Lebensschule und Erziehung zugleich»

«Fussball ist eine Lebensschule und Erziehung zugleich», sagte er im oben erwähnten letzten Zeitungsinterview, das er am Ende seiner Trainertätigkeit gab. «Wenn ich sehe, dass die Buben lernfähig sind und Fortschritte machen, ist das für mich eine grosse Genugtuung.»

Jacky Sauter, langjähriger Juniorenfussballtrainer von Wohlen im November 2009.

Jacky Sauter, langjähriger Juniorenfussballtrainer von Wohlen im November 2009.

Dino Nodari

Unter den geschätzt rund 1000 Fussballjunioren, denen er das Fussball-Einmaleins beibrachte, gab es nicht nur so klare Perlen wie Ciriaco Sforza, Luca Iodice, Marco Thaler oder die Brüder Carmine, Gerardo und Fabio Viceconte, die alle unter den Fittichen von Jacky Sauter standen.

Es bedeutete Jacky Sauter schon viel, wenn er seinen ihm anvertrauten Buben Kameradschaft, Rücksicht gegenüber den anderen, Disziplin und Spielverständnis beigebracht hatte – und ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung vermittelt und sie von der Strasse weggebracht hatte.

Sauter verstand es, die Wogen mit den Eltern zu glätten

Jacky Sauter trainierte Junioren aus zahlreichen Nationen. Das erforderte viel Fingerspitzengefühl, denn die Mentalitäten standen sich nicht immer nur freundlich gegenüber. Doch Jacky Sauter verstand es, im Gespräch mit den Eltern die auftretenden Wogen zu glätten.

Er musste auch falsche Vorstellungen vom späteren Leben als Fussballer richtigstellen. Denn wer in Wohlen als Fussballjunior heranwuchs, wurde nicht automatisch ein Star. Aber Jacky Sauter war ein Pädagoge mit einer natürlichen Begabung und wusste um die Verführungen, denen ein junger Fussballer von den Medien ausgesetzt sein kann.

Jacky Sauter (links) mit Regierungsrat Alex Hürzeler 2012 bei der Ehrung zum Funktionär des Jahres des Aargauischen Fussballverbands.

Jacky Sauter (links) mit Regierungsrat Alex Hürzeler 2012 bei der Ehrung zum Funktionär des Jahres des Aargauischen Fussballverbands.

Alexander Wagner (2.11.2012)

Als Jacky Sauter 2012 als Juniorentrainer zurücktrat, ehrte der Aargauische Fussballverband ihn als «Funktionär des Jahres». Der Regierungsrat und Sportminister Alex Hürzeler und Ex-Nati-Trainer Köbi Kuhn waren an der Ehrung damals dabei. Das freute Jacky Sauter am meisten, aber auch dass der Fussballverband den Breitensport für die Auszeichnung auserkoren hatte.

Die letzten Jahre musste er, zur schieren Untätigkeit verdammt, im Wohler Alters- und Pflegezentrum Bifang verbringen, wo er gut betreut wurde, aber die Schatten des Alters stark zu spüren bekam. Im 89. Altersjahr ist der legendäre Juniorentrainer nun gestorben.