Jagdstatistik
2020 wurden im Freiamt 822 Rehe und drei Hirsche erlegt ‒ und ungewöhnlich viele Rehe überfahren

Im Kanton Aargau fiel die Jagd im Coronajahr nicht überall gut aus, wie die Zahlen zeigen. Im Freiamt wurden die Vorgaben aber erfüllt. Ausserdem werden immer mehr Hirsche gesichtet. Auffallend sind zudem die vielen überfahrenen Rehe in Besenbüren. Die AZ fragte beim Jagdaufseher nach.

Andrea Weibel
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Die Jagd im Freiamt sei trotz Corona 2020 nicht gross beeinträchtigt worden – in anderen Teilen des Aargaus sieht das anders aus.

Die Jagd im Freiamt sei trotz Corona 2020 nicht gross beeinträchtigt worden – in anderen Teilen des Aargaus sieht das anders aus.

Symbolbild: Toni Widmer (2017)

Die neuste Jagdstatistik des Kantons zeigt vor allem zwei Dinge: Im Aargau wurden 2020 fast um die Hälfte weniger Wildschweine geschossen als im Vorjahr, und die Wildtiere verlegen ihre Aktivität aufgrund von «Corona-Spaziergängern» in die Nacht. Übers Freiamt sagt vor allem ersteres nichts aus, denn in den Bezirken Bremgarten und Muri gibt es keine Wildschweine. Was es in den hiesigen Wäldern aber sehr oft gibt, sind Rehe. Reto Fischer, Fachspezialist Jagd und Fischerei beim Kanton, sagt sogar:

«Im Vergleich werden im Freiamt mehr Rehe pro Waldfläche erlegt als im Kantonsschnitt.»

Im Bezirk Bremgarten waren es im vergangenen Jahr 475 Rehabschüsse (geplant: 470), im Bezirk Muri 347 (354). Einzig der Bezirk Kulm übertraf die beiden Freiämter Bezirke in der Anzahl Abschüsse pro Waldfläche. Fischer erklärt: «Das hängt sicher auch mit den Wildschweinvorkommen und deren zeitaufwendiger Bejagung zusammen.»

Die Wildschweine seien im trockenen Jahr 2020 viel seltener aus den Wäldern gekommen, wo der Boden feuchter ist. Ausserdem hätte die merkliche Zunahme an Leuten, die während der Lockdown ihre Freizeit im Wald verbrachten, die Wildschweine in ihre Verstecke zurückgedrängt. Einzelne Jagdvereine verzichteten deshalb sogar auf die Jagd.

Drei Hirsche im Reusstal und auf dem Mutschellen

Die Rehjagd konnte hingegen normal durchgeführt werden. Fischer sagt, es sei 2020 im Freiamt nichts Speziell aufgefallen:

«Der Rehwildabschuss ist wohl etwas vom Konstantesten der letzten Jahre.»

Im Freiamt wurden die geplanten Rehabschüsse fast überall erfüllt. Doch nicht nur Rehe wurden im Freiamt 2020 geschossen. Speziell sind auch drei Hirsche zu erwähnen, je einer im Jagdrevier Jonen, Oberwil-Lieli und Unterlunkhofen. Total wurden im Aargau im vergangenen Jahr acht Hirsche erlegt. Fischer sagt:

«Mindestens im nordöstlichen Freiamt werden regelmässig Rothirsche gesehen.»
In Besenbüren leben die Rehe gefährlich.

In Besenbüren leben die Rehe gefährlich.

Severin Bigler

Da die Tiere aber sehr mobil seien und problemlos zehn Kilometer pro Nacht zurücklegen, «können sie ebenso wie sie erscheinen, auch wieder verschwinden». Ende September sei auch oberhalb von Sarmenstorf ein Hirschstier fotografiert worden.

Meiste überfahrene Rehe gibts in Besenbüren

Das Einzige, was in der Jagdstatistik im Freiamt auffällt, ist die Fallwildzahl im Jagdrevier Besenbüren, die alle anderen Reviere bei weitem überragt. 33 Rehe wurden hier überfahren. In Zufikon, wo am zweitmeisten Rehe dem Verkehr zum Opfer fielen, waren es mit 15 nicht einmal die Hälfte.

Jagdaufseher Peter Huber erklärt: «Bei uns sind es vier grosse Strassen, die das Jagdrevier verschneiden: Die Besenbürerstrasse von Bünzen nach Besenbüren, die Bremgarterstrasse von Bünzen nach Hermetschwil, die Rotwasserstrasse von Waltenschwil nach Hermetschwil und die Mohrentalstrasse. Mit weitem Abstand ist es die Mohrentalstrasse, wo am meisten Wildtiere von Autos erfasst werden.» Im Jahr 2020 sei es aber so schlimm gewesen wie noch nie. Huber erinnert sich:

«Teilweise mussten wir dreimal am Tag ausrücken, weil ein Tier überfahren worden war.»

Schulterzuckend sagt er: «Wir können aber nicht einen Schuldigen allein verantwortlich machen. es sind nicht nur die Autofahrer. Seit Corona nutzen viel mehr Leute den Wald, was die Tiere aufscheuchen kann.» Da die Tiere sehr anpassungsfähig sind, müssen sich die Jäger immer Neues ausdenken, um sie von der Strasse fernzuhalten.