Der Tischtennisclub (TTC) Bremgarten hat kürzlich mit vier Spielern an der Senioren-Weltmeisterschaft im Oman teilgenommen. Der Verein zählt zu den grössten in der Schweiz. Vor fast 50 Jahren stand er jedoch kurz vor dem Ruin.
Einen Monat nach dem Final der Fussball-Weltmeisterschaft in Katar zog es vier Bremgarter ebenfalls auf die Arabische Halbinsel. Der Tischtennisclub Bremgarten nahm im Sultanat Oman an der Senioren-Tischtennis-Weltmeisterschaft teil. In der zweiten Januar-Hälfte waren rund 1600 Sportlerinnen und Sportler aus über 90 Nationen vor Ort.
Erich Widmer, der in der Kategorie der über 60-Jährigen antrat und seit der Gründung des Vereins im Jahr 1975 dort spielt, spricht von einer gelungenen Reise. Sportlich habe die WM für die Freiämter eine beschränkte Bedeutung gehabt – drei von vier Spielern schafften es in die Top 64 ihrer Kategorie, «ein toller Erfolg für Hobbyspieler», betont Widmer. Eine Qualifikation für die WM musste nicht bestritten werden. Die Spieler konnten sich direkt bei den Organisatoren anmelden.
Widmer spielt schon seit seiner Jugend Tischtennis im Verein – nicht Pingpong. Letzteres werde draussen auf dem Pausenplatz gespielt. Tischtennis sei kein Plausch, sondern Leistungssport, sagt er.
Der Verein wurde 1975 gemäss Website «von einer Gruppe passionierter Hobby-Spieler gegründet». Zu Anfangszeiten habe man im Schulhaus Isenlauf in Bremgarten trainiert. Doch als aus dem Trainingsort ein Klassenzimmer wurde, zogen die Tischtennisspielerinnen und -spieler in die nahegelegene Turnhalle Isenlauf.
Im Laufe der Zeit hat der Verein überregionales Interesse geweckt. Dies, weil sich andere Vereine in der Umgebung auflösten und der Bremgarter Verein bekannt für seine Nachwuchsabteilung mit über 40 Kindern sei, erklärt Widmer. So zählt der TTC Bremgarten mit seinen mittlerweile mehr als hundert Mitgliedern zu den grössten Tischtennisclubs der Schweiz. Je ein Herren- und Damenteam spielen momentan in der zweithöchsten Schweizer Liga, der Nationalliga B.
Anders als andere Vereine kämpfe der TTC Bremgarten nicht mit mangelndem Nachwuchs, im Gegenteil. «Während anderen Vereinen die Spieler in der Halle fehlen, fehlt uns eher der Platz für die Spieler», schreibt Vorstandsmitglied Patrick Züst auf der Internetseite des Vereins. Es handle sich um ein Luxusproblem, führt er aus.
Der Verein wurde ab Ende der 2000er-Jahre professionalisiert. Eine prägende Person dieser Zeit sei der damalige Präsident Markus Korner gewesen, meint Erich Widmer, der den Verein ebenfalls präsidierte und im Vorstand sass. Während der 14-jährigen Amtszeit von Korner, der 2022 im Alter von erst 48 Jahren an Krebs starb, sei der Verein für die Zukunft gerüstet worden.
Dass der TTC Bremgarten heute auf stabilen Beinen steht, sei aber keine Selbstverständlichkeit. «Bereits 1979, also nur vier Jahre nach der Gründung, stand der Klub vor dem Ruin. Damals verschwand der Finanzverantwortliche spurlos – und mit ihm die gesamte Klubkasse. Der Vorstand trat geschlossen zurück und der Verein erholte sich nur dank der Initiative von Ehrenmitglied Anton Fürling», berichtet Vorstandsmitglied Züst.
Die Vereinsmitglieder engagieren sich jedoch nicht nur sportlich. Für das grosse Bremgarter «Leuefäscht», das dieses Jahr zum ersten Mal stattfindet, ist der TTC Bremgarten bei der Organisation einer Festinsel beteiligt.
Schon vor drei Jahren sei man beim TTC Bremgarten für eine Weltmeisterschaft bereit gewesen. Das Turnier im französischen Bordeaux wurde dann aber wegen der Coronapandemie abgesagt. Drei Jahre später dann die Teilnahme im Oman. Das Turnier sei laut Widmer eine einmalige Erfahrung gewesen. «Man spielt nicht jeden Tag gegen einen Vize-Weltmeister oder gegen den ehemals neuntbesten Spieler der Welt», erklärt Widmer.
Die Kosten für die Reise mussten die vier Teilnehmer selbst berappen, das Hotel bezog man vom Organisator des Turniers. Der Wüstenstaat sei sehr sicher und das Turnier sei fabelhaft organisiert worden, betont Widmer. Bereits nächstes Jahr findet in Rom die nächste Senioren-Weltmeisterschaft statt. Dann will der TTC Bremgarten wieder antreten.