Bezirk Bremgarten
Ein Polizist und eine Psychologin kämpfen um den freien Bezirksrichtersitz – darum wollen sie gewählt werden

Um den frei werdenden Sitz am Bezirksgericht Bremgarten von Erika Melliger kommt es am 18. Juni zur Kampfwahl. Zur Verfügung stellen sich mit Monica Imhof und Peter Schuppisser zwei Kandidaten, deren Hintergrund kaum unterschiedlicher sein könnte.

Pascal Bruhin
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Blick in den Gerichtssaal des Bezirksgerichts Bremgarten.

Blick in den Gerichtssaal des Bezirksgerichts Bremgarten.

Bild: zvg

Am 18. Juni wählen die Stimmberechtigten im Bezirk Bremgarten einen neuen Bezirksrichter respektive eine neue Bezirksrichterin. Erika Melliger (SP, Sarmenstorf) tritt zurück. Für ihre Nachfolge kandidieren Monica Imhof (SP, Wohlen) und Peter Schuppisser (Die Mitte, Bremgarten). Im Interview mit der AZ stellen sich die beiden Kandidierenden vor.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für das Amt des Bezirksrichters zur Verfügung zu stellen und damit die Nachfolge von Erika Melliger anzutreten?

Monica Imhof: In meiner weiteren beruflichen Entwicklung möchte ich mich einer neuen Herausforderung zuwenden, bei der ich mit meiner Fähigkeit zur Verantwortungsübernahme und meinem scharfsinnigen Verstand einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten kann. Ein Interview mit Erika Melliger war dabei wegweisend für meinen Entscheid zur Kandidatur.

Monica Imhof aus Wohlen will den SP-Sitz von Erika Melliger verteidigen.

Monica Imhof aus Wohlen will den SP-Sitz von Erika Melliger verteidigen.

Bild: zvg

Peter Schuppisser: Anlässlich meiner beruflichen Tätigkeit bei der Staatsanwaltschaft durfte ich viel Erfahrung in der Rechtsprechung sammeln. Dabei kam mir meine schnelle Auffassungsgabe sowie der ausgeprägte Gerechtigkeitssinn sehr entgegen. Ich empfand diese Arbeit der Entscheidungsfindung als sehr erfüllend.

Der Bremgarter Peter Schuppisser kandidiert für Die Mitte.

Der Bremgarter Peter Schuppisser kandidiert für Die Mitte.

Bild: zvg

Was reizt Sie an dem Amt?

Imhof: Mit meiner bisherigen beruflichen Tätigkeit bewege ich mich innerhalb der Exekutive unserer Demokratie. Der Wechsel in die Judikative erfordert einen Perspektivenwechsel innerhalb der mir wohlbekannten Materie. Dies reizt mich ganz besonders. Das Bezirksrichteramt ist eine sehr ehrwürdige Aufgabe, der ich mit viel Respekt, aber auch Demut begegne.

Schuppisser: Der Blick hinter das Verbrechen auf den Menschen. Warum kam es zu dieser Tat? Die Möglichkeit, Konflikte in ihren ganzen Dimensionen zu erkennen und intuitiv die richtige Entscheidung zu treffen. Es geht darum, zu strafen. Es geht aber nicht nur darum, es geht vor allem auch um Gerechtigkeit.

Welche Qualitäten bringen Sie mit, die Sie für das Amt brauchen?

Imhof: Meine forensisch-psychologische Art zu denken, die Fähigkeit, gut und genau zuzuhören, mein gutes Speicherungsvermögen und meine respektvolle, zugewandte Art in der interdisziplinären Zusammenarbeit schaffen eine gute Grundbasis für dieses Amt. Lebenserfahrung und gesunder Menschenverstand runden das Bild ab.

Monica Imhof (SP, Wohlen)

Respekt und Solidarität stehen für die 47-Jährige im Vordergrund, wie sie sagt. Den Bezirksrichtersitz der SP anzutreten passe dementsprechend gut. Imhof kommt aus sogenannten Working-Poor-Verhältnissen.

Es sei eine prägende, lehrreiche Art gewesen, aufzuwachsen. Ihr Berufsziel war schon früh die forensische Psychologie. Seit 2009 arbeit sie im Jugendheim Aarburg, seit 2012 in leitender Funktion.

Aktuell befinde sie sich in einer Phase der Neuausrichtung. Sie verlässt die Aarburg und erweitert ihre bereits bestehende Selbstständigkeit. Das Herzstück ihres Plans sei das Bezirksrichteramt. Seit 2019 ist sie Mutter einer Tochter.

Schuppisser: Als Wachtchef der Wasserschutzpolizei Zürich bin ich es gewohnt, Entscheidungen zu treffen, die neutral und nicht immer einfach zu kommunizieren sind. Ich bin unabhängig, unvoreingenommen und bringe über 25 Jahre Erfahrung im Justizsystem mit. Einen empathischen Führungsstil sehe ich als selbstverständlich an.

Peter Schuppisser (Die Mitte, Bremgarten)

Der 52-jährige Polizist ist in Mägenwil aufgewachsen. Nach der Schreinerlehre trat er für zwei Jahre in die Päpstliche Schweizergarde ein. Die Polizeischule absolvierte er bei der Stadtpolizei Zürich und ist diesem Korps bis heute treu.

Sein beruflicher Werdegang führte durch die Sicherheitspolizei, die Staatsanwaltschaft, über den Führungslehrgang bis zur aktuellen Position als Wachtchef der Wasserschutzpolizei.

Er ist verheiratet und Vater von drei teilweise erwachsenen Kindern. Zu seinen Hobbys gehört Bewegung in allen Formen wie Joggen, Fahrradfahren, Skifahren, Volleyball sowie das Reisen.

Als Bezirksrichter/Bezirksrichterin bekommt man auch sehr schwere Verbrechen hautnah mit. Wie könne Sie sich da abgrenzen respektive die Fälle verarbeiten?

Imhof: Das Thema ‹Abgrenzung› – ein schmaler Grat zwischen Überinvolviertheit und Gleichgültigkeit. Die innere Rücksprache, wo ich mich diesbezüglich gerade befinde, birgt interessanterweise oft wertvolle Information zum vorliegenden Fall. Zur nachträglichen Verarbeitung hilft ein Gespräch im Team oder bei hartnäckigerem Nachhall eine Supervision.

Schuppisser: Ich könnte sowohl meinen Beruf wie auch das Amt des Bezirksrichters nicht ausüben, ohne diese Abgrenzungen immer wieder automatisch zu bewerkstelligen. Es ist dieses Wechselspiel von Einfühlungsvermögen und Professionalität, das einem gegeben ist oder eben auch nicht. Man kann dies nicht lernen.

Welchen persönlichen Bezug haben Sie zum Bezirk Bremgarten?

Imhof: Ich lebe seit meiner frühesten Kindheit in Wohlen. Ich bin hier zur Schule gegangen und meine engsten Freunde sind grösstenteils ebenfalls hier aufgewachsen. Wohlen ist ein interessantes Pflaster – sowohl von den Menschen, die hier leben, als auch von der Dorfstruktur her. Die Vielschichtigkeit hält mich wach im Denken und flexibel im Geist. Hier ist meine Heimat.

Schuppisser: Vor 27 Jahren in den Bezirk Bremgarten gezogen bin ich nun seit 25 Jahren in der Stadt Bremgarten wohnhaft. Durch Vereinszugehörigkeit und Feuerwehrdienst habe ich mich integriert sowie in der Kommission engagiert. Seit zwei Jahren bin ich Bremgarter Ortsbürger und somit ein echter Freiämter.

Am Bezirksgericht Bremgarten wird ein Bezirksrichtersitz frei. Zur Wahl stellen sich Monica Imhof (SP, Wohlen) und Peter Schuppisser (Die Mitte, Bremgarten).

Am Bezirksgericht Bremgarten wird ein Bezirksrichtersitz frei. Zur Wahl stellen sich Monica Imhof (SP, Wohlen) und Peter Schuppisser (Die Mitte, Bremgarten).

Bild: Marc Ribolla