Der 55. Pfingstlauf in Wohlen sorgte für unzählige Strahlegesichter. Als Tagessieger zeichnete sich ein ungleiches Duo aus: Phil Besson und Meskerem Feyssa.
Er sei, sagte der Zürcher Phil Besson, «im letzten Jahr auf den Geschmack der AZ-Goldläufer gekommen». Und in diesen profiliert sich der 29-Jährige aus Thalwil immer wieder – nicht zuletzt als Tagessieger wie am diesjährigen Pfingstlauf. In Wohlen realisierte er das, was er im Vorjahr bei seiner Premiere verpasst hat: den Tagessieg. In 33:43 Minuten setzte er sich über die 10 Kilometer klar durch.
Sein Potenzial «maximal ausschöpfen» konnte Phil Besson allerdings nicht. Seine Erklärung: «Es war sehr warm, so wie wir es in diesem Frühling noch nicht gewohnt sind.» Seitenstechen ereilte ihn. Doch die Sicherheit gewann er trotzdem zurück. Etwa auf Streckenhälfte liess er seinen letzten Begleiter stehen. Im Ziel bilanzierte er begeistert: «Ein wunderbares Rennen mit einer erstklassigen Stimmung, die zusätzlich motivierte.» Seinen dritten Platz vom Vorjahr optimierte er ideal.
Eine besondere Siegesgeschichte schrieb auch die schnellste Frau: Meskerem Feyssa. Die 32-Jährige kommt aus dem «Läuferland» Äthiopien. Weil sie mit dem seit Jahren in Rohr lebenden Landsmann Nesero Kadi befreundet ist, weilte sie in der Schweiz. Und feierte in Wohlen.
«Es war grossartig, ich hatte immer starke Männer um mich und konnte von ihnen profitieren», sagte sie. Ihre Muttersprache übersetzte Kadi. Zur Einschätzung: Sie benötigte 37:00 Minuten. Nur sechs Männer waren schneller.
Apropos profitieren: Der LR-Wohlen-Heimkehrer Markus Joho (6.) umschrieb diesen Umstand so: «Gearbeitet, den Rhythmus bestimmt und sich dem Wind ausgesetzt hat vor allem Meskerem. Ich war genug gefordert, bis am Schluss an ihr dranzubleiben.» Seinen «Killerinstinkt» unterband er deshalb auf der Schlussrunde im Leichtathletik-Stadion und verzichtete auf einen Endspurt.
Die charmante Erklärung des 44-Jährigen: «Ihr die Show zu stehlen, wäre unfair gewesen.» Zu einem prächtigen Erlebnis ist er auch so gekommen, und sein Sich-Nachmelden machte sich bezahlt. Er, heute in Bern lebend, kehrte zurück zur Familie, zurück in seine alte Heimat und traf auf die Grosseltern, die Schwester. «Wunderbar», sagte er.
Den Pfingstlauf wieder einmal «geniessen» wollte Peter Gschwend. Der Rekordsieger (5-mal) und einstige Streckenrekordhalter reiste aus Sirnach TG an und bereute den Entscheid mitnichten: «Ich wollte mir die neue Strecke nicht entgehen lassen.» Der frühere Topläufer – unter anderem Marathon-Weltcup 1987 in Seoul – erkannte aber nicht zum ersten Mal: «In meinem Alter wird’s immer fordernder und härter.»
Auf der zweiten Streckenhälfte zeigte sich ihm dies. Er musste einige Widersacherinnen und Widersacher ziehen lassen – und das trotz eines vorsichtigen Starts und dem Aufbauenden hinterher mit «ständigem und aufbauendem Überholen». Festzuhalten ist trotzdem: Den Kategoriensieg bei den M70 konnte ihm niemand streitig machen.
Ebenfalls mit einer eindrücklichen Leistung durchgesetzt hat sich bei den W70 die ebenfalls legendäre Stefica Gajic. Die passionierte Erfolgsläuferin aus Eggenwil und von der LR Wohlen strahlte: «Es geht wieder.» Anfang Mai erkrankte sie an Corona. Jetzt ist sie zurück: «So macht es wieder Freude.»
Einen (OL-)Sieger-Akzent setzte auch Ricardo Schaniel. Der letztjährige Teilnehmer an der OL-Sprint-WM in Dänemark gewann das Kurz-Rennen über 3,9 Kilometer – trotz oder wegen seiner «Wut im Bauch». Die Selektion für die diesjährige WM in Flims Laax Mitte Juli verpasste er.