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Am 16. Mai eröffnet die Institution im Kirchbözberg ihre Saison mit einem würzigen Thema. Zuerst wollte der Museumsvorstand jedoch eine andere Idee realisieren.
Noch bis vor gut hundert Jahren rollten in Brugg Salzfässer über die Pflastersteine. Hier – nahe dem Wasserschloss – luden regelmässig Handelsschiffe ihre Waren ab. Vom Prophetenstädtchen aus wurde das «weisse Gold» dann mit Fuhrwerken an Verkaufsstellen in der Region verteilt. Nur besonders vertrauenswürdige Bürger (sogenannte Salzme) durften das wertvolle Gut vertreiben. Hans Ulrich Boksberger, Präsident Museumsverein Bözberg, erklärt:
«Das Recht, Salz zu verkaufen, war ein Privileg, da es ein sicheres Business war.»
Zu den Glücklichen gehörten vor der Jahrhundertwende 1900 auch die Landwirte Johannes und Elisabeth Keller im Kirchbözberg. Nur einen Steinwurf vom Hof entfernt, widmet sich heute das Museum Bözberg der Geschichte des Salzes. Die Ausstellung «Weisses Gold» blickt aber nicht nur in die Vergangenheit.
Ab dem 16. Mai, dem internationalen Museumstag, machen sich die Besucherinnen und Besucher im Kirchbözberg auf eine Reise von einer Zeit vor etwa 200 Millionen Jahren bis in die Gegenwart. «Weisses Gold» zeigt die Entstehung des Salzes, seine Verwendung in der Antike und die Handelsrouten im Mittelalter genauso wie die vielfältige Nutzung in der heutigen Industrie.
Bei Letzterem geht es nicht ausschliesslich um bekannte Prozesse wie Fleisch- und Milchkonservierung, sondern auch um die Herstellung von Alltagsgegenständen. Hans Ulrich Boksberger deutet auf eine Reihe von Produkten – Crocs und Bügeleisen seien verraten – und sagt:
«Das alles würde ohne Salz nicht funktionieren.»
Neben Informationsplakaten und diversen Objekten zum Anfassen bietet die Ausstellung des Museums Bözberg zudem interaktive und multimediale Angebote. Unter einem Mikroskop können beispielsweise verschiedene Salzkristalle in Augenschein genommen werden. Ausserdem erfährt man in einem Film, was Salz und surfende Jugendliche miteinander zu tun haben.
Wer möchte, kann beim Besuch von «Weisses Gold» übrigens ebenfalls die Dauerausstellungen des Museums begutachten: Seine ortsgeschichtliche Sammlung widmet sich der lokalen Landwirtschaft, dem Wohnen und dem Handwerk. Es findet sich etwa eine Schuhmacherwerkstatt und eine Strohflechterei.
Vor der aktuellen Ausstellung war es lange ruhig im Museum Bözberg. Pandemiebedingt blieb es 2020 oft geschlossen, dann kam wegen der unbeheizten Räumlichkeiten die Winterpause. Im letzten Jahr konnten nur zwei Veranstaltungen durchgeführt werden: ein Referat von Alfred Loop über die Kunstmaler Märki sowie eine Lesung des Journalisten Peter Hossli über sein Buch «Revolverchuchi» über den Mordfall Stadelmann. Den Rest der Zeit nutzte das Museumsteam fürs Aufräumen und Inventarisieren.
Dass das Museum Bözberg nun mit «würzigem Sujet» wiedereröffnet, war nicht von Anfang an klar. Dem vierköpfigen Vorstand schwebte zuerst eine andere Idee vor:
«Wir suchten ein Thema, das allgemein ist, aber über das man sich auch Gedanken machen kann.»
Eigentlich habe man sich der Milch widmen wollen, sagt der Präsident des Museumsvereins, doch dann hätten sie erkannt, wie essenziell Salz doch für den Menschen sei. Der 69-Jährige sagt: «Glücklicherweise haben wir dann die Ausstellung vom Ortsmuseum Bellikon übernehmen können.» Innerhalb von zwei Wochen wurde diese im ehemaligen Sigristenhaus auf dem Bözberg installiert.
Zudem adaptierte der Vorstand die Inhalte der Ausstellung auf die Region. Ein Bereich dreht sich nun nur um die Geschichte des Salzes im Raum Brugg und den Verkauf im Kirchbözberg.
Ausstellung «Weisses Gold»: 16. Mai, 6. Juni, 4. Juli, 1. August, 5. September, 3. Oktober. Jeweils 14 bis 17 Uhr. Maximal 30 Personen im Innenbereich. Eintritt frei. Ort: Kirchbözberg, 5225 Bözberg.