Nach der Fertigstellung der Holzheizzentrale bei der Schule Au-Erle soll die Tempo-30-Zone bestehen bleiben. Das ist die Absicht des Stadtrats Brugg. Er bezieht sich auf den Kommunalen Gesamtplan Verkehr. Aus der Politik regt sich bereits Widerstand. Das sind die Positionen der Fraktionen zur Erneuerung der Sommerhaldenstrasse.
Der Einwohnerrat Brugg wird am 24. März über einen Projektierungskredit für die Erneuerung der Sommerhaldenstrasse in der Höhe von 140’000 Franken entscheiden. Gleichzeitig werden weitere 43’000 Franken beantragt für die Planung einer Sauberwasserleitung.
In einem Leserbrief kritisieren der ehemalige FDP-Einwohnerrat Peter Haudenschild und SVP-Fraktionspräsident Patrick von Niederhäusern die definitive Einführung einer Tempo-30-Zone auf der rund einen Kilometer langen Sommerhaldenstrasse. Diese Massnahme sei nicht wirkungsvoll.
Das sieht ein Vater, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ganz anders. Im Herbst 2022 sei sein neunjähriger Sohn am Nachmittag um 13 Uhr an der Sommerhaldenstrasse auf dem Schulweg von einem Auto, einem Elterntaxi, erfasst und verletzt worden, schreibt der Vater. Der Bub erlitt einen Knochenbruch und musste mit der Ambulanz ins Spital gebracht werden.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Auto mit 30 km/h einem Kind nicht rechtzeitig ausweichen kann, ist aus Sicht des Vaters geringer, als wenn das gleiche Auto 50 km/h fährt. «An der Sommerhaldenstrasse hat es sehr viele Kinder auf dem Trottoir und Tempo 30 macht meiner Meinung nach auf der ganzen Länge Sinn», hält der Vater des angefahrenen Kindes fest.
Die SP-Fraktion dankt der Stadt Brugg für die gemachten Überlegungen zur Einführung von Tempo 30, der Gestaltung eines Begegnungsorts und einer möglichst umweltverträglichen Strassensanierung. «Wir hoffen, dass bei der Gestaltung der Konzepte die Partizipation der Bevölkerung höher gewichtet wird als die Einhaltung des knappen vorgeschlagenen Zeitplans der Stadt», heisst es im Fraktionsbericht.
Auch die Grünen sind für den Projektierungskredit. Das Vorhaben basiere auf den neu in Kraft getretenen Richtlinien des Kommunalen Gesamtplans Verkehr (KGV). Dazu gehörten Tempo 30 oder Begegnungsorte. Kritisch beurteilen die Grünen die Versickerung des Abwassers und fragen, weshalb dies in der Nähe des Aufelds nicht möglich sein soll.
Positiv findet die Mitte das Vorhaben, eine separate Sauberwasserleitung einzuführen, damit das saubere Regenwasser und der Überlauf des Brunnens Rebmoosweg nicht mehr, wie bis anhin, zuerst mit dem Schmutzwasser vermischt durch die Kläranlage geleitet werden müssen. Es freut die Fraktion, dass Tempo 30 gelten wird und ein Begegnungsort geplant ist.
Dass die Stadt Synergien mit der Erstellung eines Fernwärmenetzes der IBB nutzen möchte, begrüsst auch die EVP. Es freut die Fraktion, dass dabei Massnahmen im Bereich Klima und Ökologie gemäss politischen Vorstössen umgesetzt werden. Gleich tönt es bei der GLP.
Zwar kann die SVP der Strassenerneuerung zustimmen, die Fraktion wehrt sich aber gegen die Einführung von Tempo 30 und die Gestaltung eines Begegnungsorts. Im Dezember 2022 sei behauptet worden, die Tempo-30-Signalisation werde nur für die Zeitdauer der Baustelle für die neue Heizzentrale eingeführt. Nun stelle der Stadtrat knapp drei Monate später diesen Antrag. Die SVP fragt, weshalb nicht von Anfang an ehrlich kommuniziert wird. Zudem wolle die Mehrheit der Bevölkerung keine Tempo-30-Zonen, was die Volksabstimmung am 10. Februar 2019 deutlich aufzeigt habe.
Aus Sicht der FDP-Fraktion ist frühzeitig abzuklären, ob eine Einführung von Tempo 30 in diesem Gebiet mit den Bedürfnissen des öffentlichen Verkehrs vereinbar wäre. Zudem seien bei der geplanten Strassen- und Werkleitungssanierung künftige Entwicklungen zu berücksichtigen und Schulraumplaner frühzeitig einzubeziehen.