Steinbrüche ersetzen Lebensräume, die im Aargau verloren gegangen sind. Die az war auf einem Rundgang in den Steinbrüchen der Jura-Cement-Fabrik dabei.
Weit mehr als graue Wände, Steine und Bagger gibt es beim Rundgang in den Steinbrüchen der Jura-Cement-Fabrik (JCF) in Auenstein, Veltheim und Wildegg zu entdecken. Obwohl es auf den ersten Blick nicht so scheint, wimmelt es in den Felswänden nur so von Leben. Die Abbaugebiete beherbergen eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Auch bedrohte Spezies sind hier zu finden.
Die sandigen, mergeligen Flächen und die Steinhalden sind Lebensräume, die im restlichen Aargau grösstenteils verschwunden sind. «Der Steinbruch ist eine Nische für bedrohte Arten, die in der heutigen Kulturlandschaft des Mittellands keinen Platz mehr haben», erklärt die Leiterin des Rundgangs, Umweltingenieurin Anita Weder. Sie arbeitet bei SKK Landschaftsarchitekten mit Sitz in Wettingen. Gemeinsam mit Jura-Cement-Fabriken beobachtet die Firma die Rückeroberung der Natur und unterstützt diesen Prozess wenn nötig. Beispielsweise weiden Ziegen auf den Wiesen. Dies verhindert, dass Sträucher die geschützten Orchideen Bienen-Ragwurz und Pyramidenorchis überwuchern.
In den Teichen in der Grube finden Kreuzkröten und Gelbbauchunken ein Zuhause und sogar ein Biber hat sich niedergelassen. Ein grosser Teil dieses Steinbruchs gilt heute als Naturschutzgebiet von kantonaler Bedeutung.
Der Rundfang führt in den ehemaligen Steinbruch Oberegg. In diesem trockenen Gebiet fühlen sich Tiere wie die Mauereidechse oder die gefährdete Blauflügelige Sandschrecke wohl. Auch Gämsen klettern gerne in den steilen Hängen.
Nun soll der Steinbruch wieder mit Aushubmaterial aufgefüllt werden. Um die bereits ansässigen Pflanzen und Tiere nicht zu stören, bleibt der höchstgelegene Bereich der Grube allerdings unangetastet. Das Nebeneinander von Abbau und Natur funktioniert, wie besonders gut im Steinbruch Jakobsberg zu sehen ist. Hier hat ein Landwirt 2400 Apfelbäume gepflanzt. Teiche, in denen sich Amphibien tummeln, werden von den Baggern und Bulldozern umfahren.
Nach dem Rundgang ist klar, die Steinbrüche sind nicht schöner geworden und stellen einen grossen Einschnitt in die Natur dar. Paradoxerweise sind sie aber gerade dadurch einen Gewinn für Flora und Fauna.