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Margrit Eberhard und Margrit Arrigoni waren vor 47 Jahren Ehrendamen am letzten Eidgenössischen Turnfest in Aarau. Sie erinnern sich zurück und erzählen wie man das Grossereigniss damals als Ehrendame erlebte - und was sie vom diesjährigen Kleid halten.
Vor knapp einem Monat präsentierte an dieser Stelle Ehrendame Michèle Schüttel das offizielle Kleid für das Eidgenössische Turnfest. Margrit Arrigoni (73) und Margrit Eberhard (74) betrachten das Bild. Die beiden Frauen waren 1972 am letzten Eidgenössischen Turnfest in Aarau Ehrendamen. Mit dem diesjährigen Kleid sind sie nicht ganz zufrieden. Nicht, dass es furchtbar wüst wäre. «Es ist ein gewöhnlicher Sommerrock», sagt Margrit Eberhard. Zu wenig speziell ist den alt Ehrendamen das Kleid. Und sie haben recht. Der neue Rock ist hübsch und harmlos. Er schreit nicht Turnfest oder Aarau. 1972 war das Outfit der Ehrendamen um einiges mutiger: Der kurze Rock mit geometrischem Muster ist in den Aarauer Farben weiss-rot-schwarz gehalten. Dazu kam ein roter Filzhut in der Form eines Cowboyhutes.
Die Damen wissen noch ganz genau, wo ihnen das Kleid auf den Leib geschneidert wurde: Bei der Firma Aroleid vom Distelberg. Der Hut mit dem breiten Rand stammte von der Modistin Elisabeth aus Aarau. Beide Geschäfte gibt es nicht mehr. Aber den Rock, den hat Margrit Eberhard immer noch. «Er passt mir sogar noch!», sagt sie. Angenehm sei er gewesen zum Tragen, da sind sich beide einig. Verglichen mit dem diesjährigen Kleid wirkt der Rock aus den 70er-Jahren recht kurz. «Nein, nein, der Rock war nicht kurz», widerspricht Margrit Arrigoni. «Das war damals Mode.»
Ungefähr 24 Ehrendamen seien sie gewesen. Und eine Ehrendamenmutter. «Wir wurden aus den Turnvereinen ausgewählt», sagt Margrit Arrigoni. Für die Frauen ist auch ganz klar, woher das Wort Ehre in Ehrendame kommt. «Es war eine Ehre, wenn man angefragt wurde», sagt Margrit Eberhard. Es konnte nämlich nicht jede treffen. «Man musste ledig sein», sagt Arrigoni. Die Damen turnten in den Vereinen in Suhr und Aarau. Heute wohnt Arrigoni in Rombach, Eberhard in Rohr. Jung, ledig und mit gebräunten Beinen marschierten die Damen stolz durch die Stadt. Vor den ersten offiziellen Terminen seien sie etwas nervös gewesen. Bundesrat Ernst Brugger besuchte das Eidgenössische, wie alle hohen Besucher wurde er von Ehrendamen flankiert. Die Ehrendamenmutter habe ihren Schützlingen geholfen, von der Kleideranprobe bis zu den Auftritten am Fest. «Hoffentli machemers rächt», haben sich die Damen vor ihren ersten offiziellen Auftritten gedacht. Doch die Befürchtungen hätten sich bald gelegt.
Für die Siegerehrungen mussten die Turner vor den Ehrendamen in die Knie und bekamen einen Lorbeerkranz aufgesetzt. Gab es auch ein Küsschen für die Sieger? «Ich glaube schon», sagt Margrit Eberhard. «Sicher», Margrit Arrigoni. Die Bursten hätten sich gefreut. Die Älteren aber auch.
Die Ehrendamen bekamen einen Einsatzplan. «Das Fest dauerte 14 Tage», sagt Arrigoni. An sämtliche Details können sich die Frauen nicht mehr erinnern – verständlich, es sind seither schliesslich 47 Jahre vergangen. «An den Banketten haben wir uns jeweils aufgeteilt», sagt Arrigoni. Die Männerdichte am Eidgenössischen war hoch, Turnerinnen gab es keine, diese massen sich an den Frauenturntagen ein Wochenende vor dem Eidgenössischen. Die Ehrendamen dürften also aufgefallen sein. Manchmal wurden sie erst abends aufgeboten. Ihre ehrenvolle Tätigkeit liess sich auf jeden Fall gut mit ihren Jobs verbinden. Margrit Arrigoni und Margrit Eberhard arbeiteten beide als Sekretärinnen. Das Eidgenössische 1972 ist den beiden sehr positiv in Erinnerung geblieben. Zum Schluss gab es für alle ein Essen, zum Dank.
Die ehemaligen Ehrendamen wurden an den Fahnenempfang und den Festauftakt eingeladen. Ob sie nochmals an der Eröffnungsfeier teilnehmen werden? Das ist Ehrensache.