Aarau
Fertig mit Plastik- und Alufolie: Diese Jungunternehmer setzen auf Bienenwachstücher

Fünf Aarauer Kantischüler setzen auf Nachhaltigkeit im Kühlschrank – mit einer Idee aus Neuseeland.

Janine Gloor
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Elia Siragusa (l.), Daniele Peressini und Johanna Weber mit den Bienenwachstüchern. Alle Entscheidungen im Miniunternehmen werden demokratisch gefällt. Colin Frei

Elia Siragusa (l.), Daniele Peressini und Johanna Weber mit den Bienenwachstüchern. Alle Entscheidungen im Miniunternehmen werden demokratisch gefällt. Colin Frei

Foto: Colin Frei / Aargauer Zeit

Die Jugend meint es ernst mit dem Klimaschutz. Weniger fliegen, mehr Nachhaltigkeit. Dazu gehört auch, weniger Abfall zu produzieren. Vorbei sind die Zeiten, in denen ausschliesslich Menschen in Birkenstocksandalen und selbst gefilzter Kleidung ins Reformhaus schlurften, um sich ihre Körnli in die mitgebrachten Gläser füllen zu lassen.

Mittlerweile ist Umweltschutz im Alltag salonfähig geworden und muss nicht Verzicht bedeuten. Das haben auch fünf Wirtschaftsschüler der Alten Kanti Aarau gemerkt, als sie für das Projekt Young Enterprise Switzerland (YES) ein Miniunternehmen gründen mussten. Mit «BeeBetter» setze sie auf ein Produkt, das genau diesem Trend entspricht: Bienenwachstücher. Eine nachhaltige Alternative zu Plastik- und Alufolie.

Die Idee aus Neuseeland

Bis vor kurzem waren diese Tücher in der Schweiz eher unbekannt. Johanna Weber hat die praktischen Tücher im Austausch in Neuseeland kennen gelernt. Schnell hatte sie ihre Kollegen und Kollegin überzeugt und mit Elia Siragusa, Daniele Peressini, Yannick Merz und Tatiana Meyer das Unternehmen «BeeBetter» gegründet. «Das Thema Zero Waste ist topaktuell», sagt Elia Siragusa. Zero Waste heisst null Abfall. Die fünf Unternehmerinnen und Unternehmer machen es gleich vor. «Unsere Familien haben alle auf die Bienenwachstücher umgestellt», sagt Daniele Peressini. Die drei Achtzehnjährigen zeigen eine Auswahl der Tücher, die ihre Firma im Angebot hat. Die quadratischen Tücher kommen in verschiedenen Grössen und Mustern. Sie sind spürbar beschichtet und riechen nach Bienenwachs. Wie funktionieren sie genau?

«Man kann die Tücher überall brauchen, wo man auch eine Frischhaltefolie verwenden würde», sagt Johanna Weber, die im Unternehmen für die Finanzen zuständig ist. Zum Beispiel für Resten im Kühlschrank. «Ich nehme oft ein Sandwich mit in die Schule und wickle es in ein Tuch.» Auch für Früchte sei das sehr praktisch, da sie so nicht so schnell Schaden nehmen. Einzig für rohes Fleisch dürfen die Tücher nicht verwendet werden, da sie nicht heiss gereinigt werden können. Die Tücher wirken recht stabil, das Einwickeln kann man sich nicht so gut vorstellen. Das kennen die Jungunternehmer. «Man glaub es erst, wenn man sieht, dass es funktioniert», sagt Siragusa. Wenn man das Tuch in die Hände nimmt, wird es dank der Körperwärme weich und schmiegt sich ohne Widerstand um eine Schüssel oder eine Frucht. Und dank der Rezeptur aus Wachs, Jojoba-Öl und Bienenharz bleibt das Tuch auch schön dort kleben, wo man es gerne hätte. «Wenn man es nicht mehr braucht, wird es mit kaltem Wasser abgewaschen und kann wiederverwendet werden», sagt Weber.

Antibakterieller Bienenharz

Bienenwachs eignet sich hervorragend für die Aufbewahrung von Lebensmitteln. Der in den Tüchern enthaltene Stoff Propolis ist eine Art antibakterieller Harz, den die Bienen verwenden, um ihren Stock abzudichten und gegen Verunreinigungen zu schützen. Der Bienenwachsgeruch der Tücher überträgt sich nicht auf die Esswaren. «Sie sind geschmacksneutral», sagt Weber.

Dass es den jungen Leuten ernst ist mit den guten Vorsätzen, zeigen sie auch bei der Produktion ihrer Tücher. Ein Aspekt des Miniunternehmens ist «Bee social», sei sozial. Die Bienenwachstücher werden von der Stiftung Menschen mit einer Behinderung im Fricktal (MBF) produziert. Zugeschnitten werden die Stoffquadrate in stundenlanger Handarbeit von den Kantischülern. In der Werkstatt der Stiftung werden sie in die flüssige Bienenwachsmixtur getunkt. Die Rezeptur verrät «BeeBetter» natürlich nicht. Sie mussten etwas pröbeln, bis sie die richtige Klebrigkeit erreicht hatten. Glücklicherweise kann man misslungene Versuche wieder einschmelzen und von vorne anfangen. Material fortwerfen kommt für «BeeBetter» nicht infrage: Die Stoffreste der Tücher reichen gerade, um daraus noch Haargummis herzustellen.

Wie es nach der obligatorischen YES-Zeit mit dem Unternehmen weitergeht, ist noch unklar. «BeeBetter» wurde unter die 50 besten YES-Unternehmen gewählt, Ende Mai findet in Zürich der Final statt. Ein Unternehmen zu führen sei recht zeitintensiv, aber Elia Siragusa und Daniele Peressini könnten sich vorstellen, «BeeBetter» weiterzuführen, wenn das Geschäft läuft. Gut vorstellbar. Die Produkte mit der Biene sind vermutlich keine Eintagsfliege.